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Dr. Katharina Eleonore Meyer

© Roger von Heereman

Vom Buch auf die Leinwand – und das mitten während der Filmfestspiele in Cannes: Bei der Veranstaltung „Shoot the Book“, organisiert vom französischen Verlegerverband SCELF und dem Institut Français – mit der Frankfurter Buchmesse als Veranstaltungspartner –, kommen die Buchbranche und die Filmindustrie zusammen. Zehn von einer Jury ausgewählte Titel wurden bei der Pitch-Session den rund 170 anwesenden Filmproduzent*innen vorgestellt. Zwei der zehn Publikationen kamen aus Deutschland. Wir haben mit Dr. Katharina Meyer vom Merlin Verlag über die Teilnahme an dem Event an der Côte d’Azur gesprochen.  

Frau Dr. Meyer, Sie waren bei der Veranstaltung in Cannes vor Ort dabei. Können Sie uns etwas über die Pitch-Session berichten? 

Tatsächlich sind wir zu zweit nach Cannes gefahren. Den Pitch hat Marie Thiriet, unsere Rights Managerin bei Merlin, vorbereitet und präsentiert.

Es war für uns eine Premiere, sowohl bei Shoot the Book! dabei zu sein, als auch auf dem Filmfestival in Cannes und seinem legendären roten Teppich!

Dass die Jury von SHOOT THE BOOK! unseren Titel neben neun weiteren Titelvorschlägen anderer Verlage ausgewählt hat, war ein großartiger Erfolg! Eine riesige Chance, das Buch vor internationalen Filmproduzenten vorstellen zu dürfen und sie dafür zu interessieren.

Für jeden der 10 selektierten Titel gab es zwei Minuten Video-Pitch und fünf Minuten Q&A, für die wir dank Frau Agathe Berman, die im Vorfeld Coach und auch Moderatorin der Pitch-Session war, sehr gut vorbereitet waren.

Der Saal der Presse-Konferenz, wo die Session stattfand, war gut gefüllt und es war eine sehr schöne, lebendige und inspirierende Veranstaltung.

Sie haben in Cannes das Buch von Heinz Heger „Die Männer mit dem Rosa Winkel“ vorgestellt. Das Buch behandelt die Verfolgung Homosexueller während des Hitler-Regimes. Warum würden Sie sich eine Verfilmung des Titels wünschen? 

Die Geschichte ist unglaublich, aber wahr. Sie wirft ein Licht auf die Verfolgung der Homosexuellen in Konzentrationslagern und erzählt von einer besonderen Überlebensstrategie. Man begreift die Perversität und Ambiguität der KZ-Hierarchie, die gleichzeitig schwule Männer vernichten wollte und sie auch für eigene sexuelle Bedürfnissen benutzte.

Das Buch ist im Merlin Verlag 1972 – also vor genau 50 Jahren! – zum ersten Mal erschienen. Seitdem gab es regelmäßig Neuauflagen und viele Lizenzausgaben im Ausland. Es ist sehr schnell zu einem mythischen Buch der Schwulen-Bewegung geworden.

Von Anfang an hatte sich der Autor auch eine Verfilmung gewünscht, um diese dunkle Seite der Geschichte bekannt zu machen.

Während all dieser Jahre gab es regelmäßig Anfragen von Produzenten. Das Filmpotenzial des Stoffes war für uns immer klar. Als sich jetzt die Gelegenheit in Cannes bot, war für uns der Moment gekommen, das Projekt noch einmal ganz neu zu beleben.

Wie war die Resonanz in Cannes? Kamen Sie bei der Veranstaltung mit Filmproduzent*innen ins Gespräch? Werden wir schon bald eine Buchverfilmung im Kino erleben können?

Eine baldige Buchverfilmung wäre traumhaft. Aber natürlich gibt es in der Filmbranche eigene Abläufe, an die wir Buchmenschen uns anpassen müssen!

Wir sind mit der Resonanz in Cannes sehr zufrieden. Im Zusammenhang mit der Pitch-Session gab es die Möglichkeit für B2B-Termine. Die Zeit für diese Termine war knapp und der Kalender aller Teilnehmender sehr schnell voll! Einige Termine waren vorher geplant, andere haben sich vor Ort ergeben.

Das Thema ist natürlich anspruchsvoll und auch wenn es nicht immer zu den Schwerpunkten der Produzenten passt, haben alle, mit denen wir gesprochen haben, verstanden, dass es ein sehr wichtiges Thema ist, das für den Film bearbeitet werden sollte. Und alle diese Produzenten wollten das Buch lesen. Wir sind also noch mitten im Austausch und sind sehr gespannt, was sich aus den weiteren Gesprächen entwickelt. Wir halten Sie natürlich auf dem Laufenden!

Frau Dr. Meyer, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Frank Krings, PR Manager der Frankfurter Buchmesse.