Direkt zum Inhalt
Tamara Leonhard

© Tamara Leonhard

Selfpublishing lebt von der Leidenschaft der Autor*innen, von ihrer Vernetzung mit den Leser*innen und der Nutzung digitaler Tools. Im Interview spricht Tamara Leonhard vom deutschen Selfpublisher-Verband über ihren Podcast, den Einsatz von KI für Romane und ihre Vorbereitungen für die Frankfurter Buchmesse 2023.

Liebe Tamara, woran arbeitest Du gerade?

Das zu beantworten läuft bei mir ein wenig auf die Frage hinaus „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“

Bezogen auf meine Tätigkeit im Vorstand des Selfpublisher-Verbands ist eines der ganz großen Themen der Selfpublishing-Buchpreis. Mit der hochdotierten Auszeichnung präsentieren wir der Branche die herausragendsten verlagsunabhängigen Werke. Und bald wird auch die Vorbereitung unseres Messeauftritts in Frankfurt wieder im Fokus unserer Aufmerksamkeit stehen. Die Zusammenarbeit mit Menschen und Dienstleistern sowie die Organisation von Weiterbildungsmaßnahmen für unsere Mitglieder begleiten uns ohnehin das ganze Jahr über.

Neben dieser Vorstandsarbeit schwirre ich als freiberufliche Kreative außerdem mit großer Begeisterung durch verschiedene Projekte: Unter anderem schreibe ich zurzeit an einem neuen Roman, plane Bühnenauftritte, bereite neue Schreibworkshops vor und darf ganz wundervolle Bücher lektorieren.

Was war das Beste, was Du in den letzten Tagen erlebt hast?

Ein wöchentliches Highlight für mich ist die Aufnahme für den Podcast „Die Zwei von der Talkstelle“, in dem ich zusammen mit meiner Kollegin Vera Nentwich mit Menschen aus der Buchbranche intensive Gespräche führen darf.

Darüber hinaus haben mich die Proben für eine anstehende abendfüllende Konzertlesung sehr glücklich gemacht. Und da meine Bücher sich um Musik drehen, bringe ich auf der Bühne meine beiden Leidenschaften zusammen und untermale die schauspielerisch inszenierten Lesestellen mit Songs. Das vorzubereiten macht einfach unglaublich viel Freude!

Was sind die neuen Trends und Genres im Bereich Self-Publishing?

Bezüglich der Genres nehme ich derzeit einen Trend wahr, bei dem belletristische Werke mit Lebenshilfethemen aller Art vermischt werden. Die fiktiven Geschichten unterhalten einerseits, geben aber auch praktische Tipps, beispielsweise zu Mindset und Selbstverwirklichung.

Dann fallen mir noch zwei Themen ein: Seit einiger Zeit boomen Hörbücher auch bei Selfpublishern enorm. Unter anderem haben freie Sprecher und Sprecherinnen sowie neue Veröffentlichungsmodelle den Zugang zu diesem Markt vereinfacht. Außerdem ist die rasante Entwicklung von KI auch bei verlagsunabhängigen Autor*innen ein heiß diskutiertes Thema. Während die einen darin ein Tool zur Unterstützung sehen, erwarten die anderen weitere Einbußen, wenn es um das Schreiben als Lebensgrundlage geht.

Ich selbst bin zwar technikaffin und neugierig. Da ich jedoch den Selfpublisher-Verband im Netzwerk Autorenrechte (NAR) vertrete, habe ich durch die Beschäftigung mit Urheberrecht, Kennzeichnungspflicht und dem Crawlen illegal digitalisierter Werke einen äußerst kritischen Blick auf das Thema. Dazu möchte ich auf die Stellungnahme zu KI hinweisen, die das Netzwerk Autorenrechte dieses Jahr am 17. April auf seiner Website veröffentlicht hat.

Wie stehst Du aus Selfpublisher-Sicht zu BookTok?

Sofern BookTok zur eigenen Zielgruppe passt und man als Autor*in Spaß an dieser Art von Content hat, ist es eine wunderbare Möglichkeit, Bücher in Szene setzen. Durch den speziellen Algorithmus können gut gemachte Videos sich dort schneller verbreiten als auf anderen Social-Media-Plattformen. Viele Autor*innen und Blogger*innen beweisen auf BookTok ihre Kreativität und es lohnt sich sicher, einmal zu schauen, ob man sich dort wohlfühlt.

Ganz persönlich muss ich aber gestehen: Bisher ist das nicht wirklich mein Kanal.

Hast Du Tipps für Autor*innen auf Buchmessen? Do´s und Dont‘s ?

Ich würde empfehlen, sich im Vorfeld anzusehen, welche Angebote es gibt und sich gleichzeitig zu fragen, was die persönlichen Ziele für die Messe sind. Möchte ich Branchenkolleg*innen treffen, mich über neue Trends informieren, mich bei Vorträgen weiterbilden oder das Karrierenetzwerk ausbauen?

Wenn ich genau weiß, was ich auf der Messe erreichen und erleben möchte, ist die Planung am besten möglich. Zwar sollte man seine Zeit nicht komplett durchtakten, aber nicht völlig planlos auf die Messe zu gehen erhöht die Chance, viel Gutes zu erleben.

(Anmerkung der Redaktion: Einen Guide für Autor*innen auf der FBM gibt es hier. )

Worauf freust Du dich auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober?

Für mich steht auf der Messe der persönliche Austausch mit den Menschen der Branche an oberster Stelle. Ob es die Autor*innen aus dem Verband, Mitglieder befreundeter Netzwerke oder Dienstleister sind – wenn die Branche aus aller Welt an einem Ort zusammenkommt, fühlt sich das immer an wie ein fantastisches Klassentreffen, von dem ich mit viel Inspiration und Motivation zurückkehre. 

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Frank Krings, PR Manager der Frankfurter Buchmesse.