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Bob Blume ist @netzlehrer

Bob Blume ist @netzlehrer

© Niko Neithardt

Bob Blume ist Lehrer, Bildungsinfluencer via YouTube, Instagram und TikTok, gefragter Speaker und Buchautor. Im Forum Bildung (Halle 3.1 D12) auf der Frankfurter Buchmesse moderiert er am Donnerstag, 19. Oktober 2023, das Panel „Zwischen TikTok und Dürrenmatt. Wo steht die schulische Leseförderung?“ Er hat mit uns über das Spannungsverhältnis gesprochen, das sich aus tradierten und neuen Kulturzugängen ergibt und wünscht sich mehr überzeugtes Handeln, wenn es darum geht, die digitale Gesellschaft mit in die Schulen zu nehmen.

Herr Blume, mit welcher Realität sind Protagonist*innen (in Schule, Verlagen etc.) derzeit konfrontiert?

Ich werde allen Beteiligten nichts Neues sagen, wenn ich von einem Umbruch spreche. Dieser Umbruch ist fundamental und bietet genauso viele Chancen wie Probleme. Chancen bieten sich auch da, wo das Lesen durch neue mediale Erscheinungen verstärkt wird. Auf Social-Media-Kanälen wie TikTok werden Bücher besprochen, rezensiert und kritisiert. Und eben auch zum Kauf angeregt. Zahlreiche Autoren befinden sich im Netz und bewerben ihre eigenen Bücher. Aber auch verlagslose Schriftsteller schaffen es immer mehr, über informelle Kanäle bekannt zu werden. Auf der anderen Seite leben wir in einer Zeit des Bewegtbildes. Kurze Videos, die immer mehr darauf aus sind, die Aufmerksamkeit zu bannen, üben einen Sog aus, dem sich manche nicht versperren können. Sie können die Aufmerksamkeitsspanne verringern und dafür sorgen, dass weniger gelesen wird. Man sieht: Wir leben in einem Spannungsverhältnis, das sich aus tradierten und neuen Kulturzugängen ergibt. Für Schulen, Verlage und alle Menschen, denen Lesen wichtig ist, bedeutet das zunächst, die Realität wahrzunehmen, sich dem Neuen nicht zu versperren und nach Wegen zu suchen, wie man die unterschiedlichen Welten miteinander verbinden kann.

Was versprechen Sie sich von der Diskussionsrunde, die Sie auf der Frankfurter Buchmesse im Forum Bildung moderieren?

Diskussionsrunden wie diese haben für mich zwei Funktionen: Sie schaffen Aufmerksamkeit für Perspektiven, über die man selbst womöglich nicht nachgedacht hat. Das ist wichtig, um sich weiterzuentwickeln und seine eigene Sicht auf die Dinge zu hinterfragen. Die eigene soziale Prägung steht einem nicht selten im Weg, die Potenziale einer sich veränderten Welt zu sehen. Zum anderen kann eine solche Diskussion durch diese Perspektiven Impulse bieten, die im besten Fall in Handlungsmöglichkeiten übergehen. Mit anderen Worten: Dort, wo Ideen ausgetauscht werden, entstehen auch Möglichkeiten, die Praxis zu verändern. Das wäre letztlich auch ein Wunsch, den ich hätte: Dass einige Impulse übrigbleiben, die die Zuhörerinnen und Zuhörer in ihre Praxis übertragen können.

Welche Aussagen (Zusagen) würden Sie den Teilnehmer*innen, aber auch den V erantwortlichen, z.B. in der in der Politik, gerne entlocken?

Zugegeben: Da bin ich mittlerweile realistisch. Für mich wäre es schon schön, wenn allenthalben klar wäre, dass wir nicht mehr in derselben Welt leben, wie es schon vor 20 oder 30 Jahren der Fall war. Meistens wird da auch nicht widersprochen. Für die Schulen würde dies ernstzunehmende, aber auch konkrete Änderungen bedeuten. Und da sind die Verantwortlichen dann immer eher vorsichtig. Würde jemand sagen: Wir sind überzeugt, wir müssen die Praxis ändern und die digitale Gesellschaft in die Schulen nehmen, wäre ich irritiert, überrascht und sehr erfreut.

 

Veranstaltungsdetails:

Zwischen TikTok und Dürrenmatt. Wo steht die schulische Leseförderung? Podiumsgespräch und Lesung auf dem Forum Bildung

19. Oktober 2023
10:00 Uhr - 10:45 Uhr
Forum Bildung (Halle 3.1 D12)

Es ist fast genau drei Monate her, dass die Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung, kurz IGLU-Studie, veröffentlicht wurde. Ein Aufschrei in Deutschland aber blieb aus, und das, obwohl sich zeigte, dass Grundschüler*innen immer schlechter lesen können. Wo steht die schulische Leseförderung? Welche Inhalte und Konzepte tragen überhaupt? Welche Rolle spielen dabei Kinder- und Jugendbücher und wie können wir mit diesen wieder näher an die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen herankommen? Und welchen Beitrag muss die Buchbranche zur Leseförderung leisten?

Mit: Petra Albers (Verlagsleiterin Kinder- und Jugendbuch Beltz & Gelberg, Gulliver, Parabel, Beltz | Der KinderbuchVerlag); Manuela Hantschel (1. Vorstandsvorsitzende Bundesverband Leseförderung e. V.); Anja Janotta (Autorin); Moderation: Bob Blume (@netzlehrer, Deutschlehrer)

Alle Veranstaltungen im Forum Bildung, in Kooperation mit dem Verband Bildungsmedien e.V. finden Sie hier.