Literatur erlebbar und zum Gesprächsstoff machen!
© Marc Sigl
Über nachhaltige Buchproduktion, die Zusammenarbeit via Messenger und crossmediale Vermarktung: ein Interview mit den Gründerinnen des Verlags &Töchter aus München. Sie haben als innovative Newcomer die Wildcard der Frankfurter Buchmesse (14. - 18. Oktober 2020) gewonnen.
Seit eurer Verlagsgründung 2019 bis heute: Wie habt Ihr die Zeit bis dahin erlebt? Gab es schon Höhe- und Tiefpunkte?
Es war bisher auf jeden Fall eine sehr aufregende Zeit. Höhepunkte gab es viele, wie etwa der Gewinn der Wildcard. Was andere Verlage, Autor*innen oder die Presse betrifft: Die Kulturbranche hat uns als Neugründung von Anfang an sehr herzlich willkommen geheißen. Das gibt uns viel Aufschwung und motiviert uns zu mutigeren Entscheidungen. Tiefpunkte hatten wir bisher noch keine. Sicherlich gab es schon Momente, die herausfordernd oder auch anstrengend waren. Beispielweise gibt es bei der Unternehmensgründung viele Punkte, die lange Recherchearbeit und noch mehr Behörden-Anrufe erfordern. Bei der Buchproduktion ist uns Nachhaltigkeit sehr wichtig - wobei wir hier auch Kompromisse eingehen müssen. Aber bisher haben wir immer eine Lösung gefunden, mit der wir alle zufrieden waren.
Was war eure Motivation?
Die Hauptmotivation zur Gründung von &Töchter war es, die Literatur erlebbar und wieder zum Gesprächsstoff zu machen. So organisieren wir mit unseren Veranstaltungen rauschen&Töchter Lesungen an ungewöhnlichen Orten. Unsere Erfahrung zeigt, dass Literatur die unterschiedlichsten Menschen zusammenbringt und es einfach Spaß macht, die Literatur zu feiern. Wir wollen zeigen, dass es gar nicht so schwierig ist, Lesungen aufregend zu gestalten. Und dass nachhaltige Buchproduktion auch als neugegründeter Verlag funktionieren kann und Publishing viel mehr ist als das analoge Buch, das wir alle so lieben.
Wenn Ihr &Töchter mit einem ähnlichen Verlag aus den 90ern vergleicht – was ist der Unterschied zwischen damals und heute? Was macht Verlegen 2020 aus?
Für uns ist der große Unterschied zu den 90ern die Digitalisierung mit all ihren Möglichkeiten. Ob Marketingstrategien, Arbeitsorganisation oder Autor*innen-Betreuung: Die technologischen Möglichkeiten haben alles verändert. Wir sind ein selbstorganisiertes Team ohne Führungsperson. Alle fünf Gründerinnen sind gleichgestellt, niemand ist Chefin der anderen. Auch wenn wir gerne ein Büro hätten und wirklich gerne in „echt“ zusammenarbeiten, läuft die meiste Arbeit über Smartphones und Laptops mit Online-Tools und Messenger. Das wäre in den 90ern noch undenkbar gewesen. Auch unser Marketing-Konzept ist sehr stark auf Social Media ausgelegt. Wir versuchen so, viele Inhalte aus und zu unseren Büchern crossmedial zu vermarkten. Diese Strategie ist ein großes Experiment. Aber wir haben bisher nur gute Erfahrungen gemacht und viel Zuspruch gefunden.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Frank Krings (PR Frankfurter Buchmesse) mit Lydia Scherf (PR &Töchter Verlag).
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