Susanne Schädlich - Kabarett der Namenlosen
Im Gespräch mit Verleger Christoph Haacker stellt Susanne Schädlich ihren Erfolgsroman "Kabarett der Namenlosen" (Arco Verlag) vor und wird ausgewählte Passagen daraus lesen:
Los Angeles zwischen 1939 und 1945. Endstation für deutsch-jüdische Emigranten, Regisseure, Schauspieler, Schriftsteller. Einer von ihnen ist Leopold Jessner. Generalintendant des Berliner Staatstheaters, Revolutionär der Bühne, bewundert, gehasst, bekämpft. Eng verknüpft mit ihm ist das Los »seiner« Schauspieler: Alexander Granach, Fritz Kortner, Elisabeth Bergner, Albert Bassermann und Ernst Deutsch. Ihr Schicksal teilen Autoren wie Alfred Döblin, Alfred Polgar, Ludwig Marcuse oder Bruno Frank. Sie alle waren berühmt – in Deutschland.
In Amerika sind sie »namenlos«, können hier kaum arbeiten, das größte Hindernis ist die Sprache. So leben die meisten von Spenden oder Gelegenheitsjobs. Zwischen diesen Mittellosen und den Feuchtwangers oder Thomas Mann in ihren Villen in Pacific Palisades liegen Welten. Doch im »Jewish Club of 1933« kommen sie alle zusammen. Mit Lesungen und Theater stemmen sie sich dort gegen die Unkultur in Deutschland, aber auch gegen Nazi-Anhänger in den USA.
Bei privaten Treffen geht es um das fiebrige Leben in der Glitzerstadt, um Hoffnungen und Träume, auch die geplatzten. Um ihre deutsch-jüdische Identität, hin- und hergerissen zwischen alter und neuer Heimat.
In Kabarett der Namenlosen schlägt Susanne Schädlich, umfangreich recherchiert, eines der unbekanntesten und aufregendsten Kapitel der deutschen Kulturgeschichte im Exil auf – und holt Leopold Jessner und einige seiner Weggefährten zurück auf die Bühne.