„Mut und Resilienz in uns zu finden und in unseren Alltag einzubauen, hilft uns, das Leben intensiver zu spüren.“
© privat
Erik Lorenz ist Podcaster und Herausgeber und am 16. Oktober zu Gast beim „Food & Travel Talk“ in der Gourmet Gallery. Im Gespräch mit Marianna Hillmer vom Reisedepeschen Verlag(Öffnet neues Fenster) sowie Food- und Travelbloggern gibt er Tipps, was gutes und interessantes Storytelling ausmacht.
Erik, für Ihr Online-Portal „Weltwach(Öffnet neues Fenster)“ laden Sie Abenteurer zu Ihrem Podcast ein. Was unterscheidet Abenteurer von Alltagsmenschen? Und wieviel Abenteurer steckt in jedem von uns?
Erik Lorenz: Das lässt sich schwer verallgemeinern, denn die Abenteurer, mit denen ich spreche, sind so unterschiedlich wie andere Menschen auch: Reinhold Messer nannte mir (zum Artikel(Öffnet neues Fenster)) beispielsweise drei Zutaten, die nach seinem Dafürhalten aus einem Tun ein Abenteuer machen: Schwierigkeiten, Gefahr und Exposition. Genau danach suchte er ein Leben lang, auch wenn er sich stets bemühte, das Risiko durch Training und Planung zu minimieren. Bestseller-Autorin und die am weitesten gewanderte Frau der Welt, Christine Thürmer, geht es um etwas ganz anderes (zum Artikel(Öffnet neues Fenster)). Sie erzählte, sie wolle einfach draußen ein schönes Leben haben – sie suche nach dem Spaß am Unterwegssein. Das beinhalte auch Abenteuer: Sie kämen zwangsweise dazu, seien nicht das, was sie anstrebe.
Ich schätze, etwas, das jene Menschen, die wir gemeinhin als Abenteurer bezeichnen, verbindet, ist eine grundlegende Offenheit für und die Freude am Unbekannten, Unabwägbaren, an ständiger Veränderung und körperlicher und mentaler Herausforderung. Auf einer abenteuerlichen Reise oder Expedition gleicht kaum ein Tag dem anderen, oft setzen einem die Witterung oder andere äußere Umstände zu.
Ich bin überzeugt: Ein wenig von diesem Mut und dieser Resilienz in uns zu finden und in unseren Alltag einzubauen, hilft uns allen, wach zu bleiben und das Leben intensiver zu spüren. Das bedeutet nicht, gleich einen Berg zu besteigen, eine Wüste zu durchschreiten oder sich durch einen Dschungel zu schlagen. Sondern auf unsere eigene Weise zumindest gelegentlich den Weg des geringsten Widerstands und unsere Komfortzone zu verlassen – ob auf einer Reise, in unserem Job oder in anderem Zusammenhang.
Storytelling ist der Trendbegriff dieser Zeit – wie erzählt man eine richtig gute Geschichte? Welche „Tools“ braucht es dafür?
Erik Lorenz: Geschichten, die uns berühren, haben etwas Wahrhaftiges, das über die eine gerade geschilderte Anekdote hinausreicht. Eine meiner „Weltwach“-Lieblingsepisoden ist die mit Survival-Legende und zweifachem Bundesverdienstkreuzträger Rüdiger Nehberg (zum Artikel(Öffnet neues Fenster)). Er ist mittlerweile Mitte 80 und erzählt in der Folge von einem langen Leben voller Abenteuer, das farbenfroher ist als jeder Karl-May-Roman. Nehberg überquerte dreimal allein den Atlantik: einmal auf einem selbstgebauten Floß, einmal auf einem Tretboot und einmal auf einer Tanne! Er erzählt im Podcast von den vielen Jahren, in denen er im brasilianischen Urwald beim Volk der Yanomami lebte und sich für ihre Rechte einsetzte. Aber er spricht auch von seinem Kampf gegen den Brauch der Genitalverstümmelung von Frauen in islamischen Ländern.
Mit zweieinhalb Stunden ist es die längste Folge der Weltwach-Geschichte – und trotzdem eine der kurzweiligsten, intensivsten. Weil sie so abenteuerlich, witzig, traurig und kurios ist. Weil sie uns fühlen lässt und Bilder vor unser inneres Auge projiziert. Das ist für mich eine „richtig gute Geschichte“.
Spezielle Tools braucht es für eine solche Geschichte kaum. Sie lässt sich in Buchform erzählen, live bei einem Auftritt oder eben vor einem Podcast-Mikrofon. Aber natürlich bietet jedes dieser Erzählformate andere Möglichkeiten. Für mich ist der Podcast das ideale Format, weil ich meinen Gesprächspartnern damit eine wunderbare Bühne bieten kann: dafür, ihre eigene Geschichte zu erzählen, in eigenen Worten, mit eigener Stimme, so ausführlich oder knapp, wie es die Geschichte braucht, und all das direkt an die Ohren meiner HörerInnen zu liefern. Das ist so persönlich und unverfälscht wie kaum ein anderes Medium.
Herzlichen Dank für das Gespräch, Erik!
Erik Lorenz ist am Mittwoch, 16. Oktober um 15 Uhr zu Gast beim „Food & Travel Talk“ im Gourmet & Travel Salon ( Halle 3.1, L135)
Mehr Infos zur Gourmet Gallery finden Sie hier: https://www.buchmesse.de/highlights/gourmet-gallery(Öffnet neues Fenster)