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Frankfurter Buchmesse schließt mit der feierlichen Übergabe der GastRolle

Schon traditionell verabschiedet sich am letzten Tag der Frankfurter Buchmesse der amtierende Ehrengast mit der Übergabe der GastRolle an den Ehrengast des kommenden Jahres. Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in der Festhalle der Messe überreichte heute Caroline Fortin für den Ehrengast Kanada 2020/2021 die GastRolle an Maria José Gálvez, Generaldirektorin für Bücher und Leseförderung des spanischen Ministeriums für Kultur und Sport.

In die GastRolle, die alljährlich um einen kurzen literarischen Beitrag des nachfolgenden Ehrengastes erweitert wird, hatte sich Kanada 2019 mit einem Gedicht von Georgette Leblanc eingetragen. Nachdem die GastRolle im letzten Jahr Pandemie-bedingt nicht zum Einsatz kam, wurde sie nun um den spanischen Beitrag ergänzt. Spanien präsentiert sich mit Texten seiner drei bedeutendsten Autor:innen: Antonio Gamoneda, Ana María Matute und Maria Zambranom –  alle drei Träger:innen des Cervantes-Preises, der höchsten Anerkennung für spanische und lateinamerikanische Schriftsteller. Die Auszüge stammen aus deren Reden bei der jeweiligen Preisverleihung.

El libro lleva consigo la voluntad de crear placer, lleva consigo efectos en los que algo hay que se asemeja a una salvación, a una interrupción del dolor. Toda poesía, incluida la que se deriva del sufrimiento, de la crueldad o de la injusticia, está orientada a la creación de una forma de placer.
A.Gamoneda

Das Buch birgt den Willen, Freude zu schaffen, es bringt eine Wirkung mit sich, in der man etwas findet, das einer Erlösung, einer Unterbrechung des Schmerzes gleichkommt. Poesie im Allgemeinen, auch wenn sie von Leid, Grausamkeit oder Ungerechtigkeit herrührt, ist auf die Schaffung einer Art von Freude ausgerichtet.

El tiempo en el que yo inventaba era un tiempo muy niño y muy frágil, en el que yo me sentía distinta: era tartamuda, más por miedo que por un defecto físico. Y traigo esto a cuento para explicar mi extrañeza, mi entrega total, absoluta, a esto que luego supe se llamaba Literatura. Y que ha sido, y es, el faro salvador de muchas de mis tormentas. A. M. Matute

Die Zeit, in der ich etwas ersann, war eine kindliche und zerbrechliche Zeit, in der ich mich anders fühlte: Ich stotterte, mehr aus Angst als aufgrund eines körperlichen Defekts. Und ich erzähle das, um meine Seltsamkeit zu erklären, meine vollkommene und absolute Hingabe an das, was sich, wie ich später lernte, Literatur nannte. Das, was der rettende Leuchtturm in vielen meiner Stürme war und ist.

Todo El Quijote es una revelación humana, mas no demasiado todavía, que también en esto se encuentran, novela y protagonista en el lugar y momento del alba. No podía ser de otra manera en ese personaje que padece el sueño de la libertad, ese sueño que, en cierta hora, tan incierta, se desata en el hombre. Maria Zambrano

Der ganze Don Quijote ist eine menschliche Offenbarung, aber noch nicht zu viel, denn auch hier treffen sich Roman und Hauptfigur am Ort und zum Zeitpunkt der Morgendämmerung. Anders könnte es nicht sein bei dieser Figur, die unter dem Traum der Freiheit leidet; jenem Traum, der zu einer gewissen, so ungewissen Zeit im Menschen ausbricht.

Vor der Übergabe der GastRolle hatten sich der kanadische Autor Dany Laferrière und der spanische Romanautor und Dichter Manuel Vilas in einem literarischen Gespräch ausgetauscht. Zum Ausklang der Veranstaltung stimmte das Quintett Spanish Brass auch musikalisch auf das neue Gastland ein. Durch die Veranstaltung führte die Journalistin Shila Behjat.

Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, erklärte: „Kanadas Gastlandauftritt war in vieler Hinsicht ein besonderer: Es war der erste Auftritt eines Ehrengastes, der sich pandemiebedingt über einen Zeitraum von zwei Jahren erstreckte. 2020: Der erste rein digitale Auftritt eines Landes. Und nun, in diesem Jahr, der erste hybride, virtuell und in Präsenz durchgeführte Auftritt. Wir haben in dieser Zeit ein Land mit einer aufregenden, einzigartigen Vielfalt kennengelernt: „Singular Plurality - Singulier Pluriel“ gemäß Kanadas Motto  haben wir in den letzten Tagen eine Vielzahl von Stimmen gehört, die uns den kulturellen Reichtum des Landes, seine Diversität und Widersprüche nahegebracht haben. Wir haben einen bemerkenswerten Pavillon gesehen, der Virtualität und Präsenz gekonnt in Szene setzt, und Kanadas Landschaften in einem kunstvollen Parcours inszeniert. Aus dem hohen Norden blicken wir nun ins südliche Europa, auf Spanien: Ein Land, dessen sprühende Kreativität, “Spilling Creativity - Creatividad desbordante” ebenfalls in einer Vielzahl von Sprachen zum Ausdruck kommt. Wir danken dem spanischen Ehrengastkomitee noch einmal dafür, dass es eingewilligt hat, seinen Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse um ein Jahr zu verschieben. Und wir dürfen gespannt sein auf ein Land, dessen Vielsprachigkeit vielen deutschen Leser*innen noch weitgehend unbekannt sein dürfte.”  

Caroline Fortin, Vorsitzende von Canada FBM2021, blickte positiv auf den kanadischen Ehrengastauftritt zurück: „Bei der Abschlussveranstaltung der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2019 sagte ich, dass Kanada die internationale Verlagswelt überraschen würde. Zwei Jahre später kann ich getrost sagen: ‚Mission accomplished‘ – und damit meine ich nicht die globale Pandemie, die über uns hereinbrach und unsere Ehrengastpläne um ein Jahr nach hinten verschoben hat! 2021 hat Canada FBM2021 nun die Gelegenheit bekommen, Kanadas Ehrengastpavillon zu präsentieren und auch ein virtuelles Pendant dazu zu entwickeln – das erste seiner Art in der Geschichte der Frankfurter Buchmesse. So wurde Kanadas offizielle literarische Delegation von Autor*innen und Illustrator*innen sowohl über virtuelle und interaktive Formate als auch durch Live-Auftritte und Diskussionen auf der Bühne vorgestellt. Dieses einem breiten Publikum zugängliche und doch intime literarische Erlebnis hat den Reichtum der kanadischen Literatur ins Rampenlicht gerückt – und wird zweifellos einen langfristigen Nutzen für die kanadische Verlagsbranche haben.“

Maria José Gálvez, Generaldirektorin für Bücher und Leseförderung des spanischen Ministeriums für Kultur und Sport, nahm die GastRolle mit Freude entgegen. Sie sagte: „Drei Jahrzehnte nach unserem ersten Ehrengastauftritt sind die Erwartungen auch bei uns hoch. Wir wollen uns noch größer und vielfältiger präsentieren. Wir möchten in Frankfurt ein Fenster zur Welt öffnen, die Kreativität und Vielfalt der spanischen Kultur und Literatur vorstellen und die kulturellen Verbindungen zwischen den beiden Ländern vertiefen.“

 

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