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Plus bei den Fachbesucher*innen / Abschlüsse im ausverkauften LitAg / KI im Fokus / Ehrengast Philippinen begeistert mit Literatur und Performances

In den ersten drei Tagen (15.-17. Oktober 2025) der 77. Frankfurter Buchmesse besuchten im Vergleich zum Vorjahr über drei Prozent mehr Fachbesucher*innen aus 125 Ländern die Messe. Bis zum letzten Messetag wird eine Gesamtzahl von 118.500 Fachbesucher*innen erwartet (2024: 115.000). In diesem Jahr präsentieren rund 4.350 Aussteller ihre Bücher, Produkte und Dienstleistungen auf der Buchmesse (2024: 4.300 Aussteller).

Das ausverkaufte Literary Agents & Scouts Centre (LitAg) wurde von 321 Agenturen aus 32 Ländern gebucht. Insgesamt wurden 591 Tische im LitAg und Publishers Rights Centre belegt (2024: 593 Tische). Zu den erwähnenswerten Rechtegeschäften in dieser Woche zählt der Erwerb von vier neuen Titeln der internationalen Bestsellerautorin R. F. Kuang (Yellowface) durch HarperCollins. Ebenfalls für Aufsehen sorgte ein transatlantischer Deal für The Cauldron: The Making of the Modern Middle East des Bestseller-Autors und Historikers Simon Sebag Montefiore sowie der Kauf der Rechte am neuen Roman Starting Out des Booker-Prize-Kandidaten Ben Markovits durch den Verlag Faber. 

Auf der Eröffnungs-Pressekonferenz der Messe rief die Autorin Nora Haddada Schriftsteller*innen ihrer Generation dazu auf, ihre Stimme zu erheben. „Wir müssen nicht feige sein. Wir können provozieren“, sagte sie. Die Teilnehmerinnen des neuen Förderprogramms der Buchmesse, dem Frankfurt Global Network, Vanina Colagiovanni (Publishing Director des argentinischen Verlags Gog & Magog) und Mehar Anaokar (Editor bei Serpent’s Tail Classics/Profile Books in Großbritannien) hoben die Bedeutung der Frankfurter Buchmesse für internationale Vernetzung im Verlagswesen hervor. Der Direktor der Frankfurter Buchmesse, Juergen Boos, betonte die Macht von Geschichten: „Die Frankfurter Buchmesse zeigt, was Literatur vermag: Sie verbindet Menschen, sie hält Widersprüche aus und sie öffnet neue Perspektiven.” 

Ehrengast Philippinen: Die Bedeutung des Geschichtenerzählens

Unter dem Motto „Fantasie beseelt die Luft“ präsentierten die Philippinen, Ehrengast 2025 der Frankfurter Buchmesse, in den ersten Messetagen ein Programm, das die Kraft des Geschichtenerzählens verdeutlichte. Die philippinische Senatorin Loren Legarda sagte beim festlichen Opening der Messe, dass der philippinische Nationalheld José Rizal, der “die Befreiung des [philippinischen] Volkes nach drei Jahrhunderten der Kolonialisierung anstieß, kein Krieger mit einem Schwert war, sondern ein Schriftsteller mit einem Stift [...], der die Vorstellungskraft zu seiner schärfsten Waffe machte”. Den Teilnehmer*innen aus den Philippinen, einem Land, in dem 135 verschiedene Sprachen gesprochen werden, war die Begeisterung für die Literatur und der Wunsch, sich mit Verleger*innen und Leser*innen aus der ganzen Welt zu vernetzen, anzumerken.

Perspektiven auf Kultur und Politik 

Frankfurt Calling, das kulturpolitische Programm der Frankfurter Buchmesse, startete mit eindringlichen Stimmen zu bewegenden Themen: Buchhändler aus Gaza und der Ukraine berichteten über ihre Arbeit inmitten des Krieges. „Wir möchten, dass die Menschen ihre Komfortzone verlassen. Und Bücher lesen, die ihre Sichtweisen herausfordern“, sagte der palästinensische Schriftsteller und Buchhändler Mahmoud Muna. Die Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa diskutierte mit dem ehemaligen NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg über Meinungsfreiheit. Frankfurt Calling findet während der gesamten Messewoche auf der Centre Stage in Halle 4.1 statt.

Fokus auf KI

Künstliche Intelligenz war erneut ein zentrales Thema im Fachprogramm – mit zahlreichen Podiumsdiskussionen über Vorteile und Herausforderungen für das Verlagswesen. Bei den Digital Publishing Awards betonte Frankfurt Audio Ambassador Ama Dadson die Rolle der Technologie, einschließlich KI, für die Expansion des afrikanischen Buchmarktes. Bei „The Hof Live: AI and the Battle for Reality” hob Melissa Fleming, Under Secretary General for Global Communications der Vereinten Nationen, das Potenzial von KI hervor. Sie warnte aber auch vor den Risiken von Deepfakes für die öffentliche Meinung. Ähnliche Bedenken hinsichtlich des Urheberrechts äußerte Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Bei der Eröffnungs-Pressekonferenz rief sie dazu auf, sich der Urheberrechtsverletzungen durch KI-Technologien bewusst zu werden.

CEOs im Gespräch

Die CEO- und Executive-Talks spiegelten in diesem Jahr den Fokus der Buchmesse auf die Rolle von Frauen im Verlagswesen wider. Es sprachen u.a. Perminder Mann (CEO von Simon & Schuster International) und Véronique Cardi (CEO von Éditions JC Lattes und Editions du Masque) im Publishing Perspectives Forum sowie Chantal Restivo Alessi (CEO von HarperCollins International und Chief Digital Officer) und Núria Cabuti (CEO von Penguin Random House Editorial, Spanien) im Rahmen des Global 50 CEO Talks. 

Das Ziel: Gleichberechtigung in der Branche

Zwar gibt es Frauen in Führungspositionen, doch wie in der vom Netzwerk PublisHer veranstalteten Podiumsdiskussion „The Invisible Women of Publishing” deutlich wurde, gibt es in der Branche noch viel zu tun: „Im Verlagswesen übernehmen Frauen oft Führungsaufgaben bevor sie den entsprechenden Titel haben”, sagte Tracey Armstrong, Präsidentin und CEO des Copyright Clearance Center. Sie ging außerdem auf die Ungleichheit bei Löhnen, Karrierewegen und Mentoring-Angeboten ein.

„Jeepney Journey“ begeistert auf dem Frankfurter Roßmarkt 

Außerhalb des Messegeländes hat sich die „Jeepney Journey“ in dieser Buchmessewoche zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt. Seit Montag besuchten bereits mehr als 4.000 Gäste den einzigen Jeepney Deutschlands auf dem Frankfurter Roßmarkt – viele von ihnen aus der philippinischen Community, die eigens aus Berlin, Stuttgart, Hamburg und weiteren europäischen Städten anreist. Noch bis Samstagabend, 18. Oktober, lädt ein Streetfood-Market rund um den Jeepney zum Verweilen und Entdecken ein. Auf der Bühne treten unter anderem die Frankfurter Rapperin und Sängerin Alyzah, die deutsch-philippinische Singer-Songwriterin Ray Lozano, die Philippine Madrigal Singers sowie die Pinoy Musikeros auf. Zudem lesen Danielle Florendo, Bambi Amago, Kat Olan, Luis Gatmaitan und Kath Derla aus ihren Werken. Der philippinische Comic-Künstler Manix Abrera gibt außerdem einen Workshop für Comic-Fans. Weitere Informationen unter www.buchmesse.de/jeepney(Öffnet neues Fenster)

Vom Rechtegeschäft über Chancen und Herausforderungen von KI bis hin zu Diversität im Verlagswesen und Meinungsfreiheit: Die Gespräche, die in dieser Woche in Frankfurt stattfinden, zeigen eine globale Verlagsbranche, die in Bewegung ist. Und bereit, die Art und Weise, in der Geschichten erzählt neu zu denken. 

Tickets für das Buchmesse-Wochenende können weiterhin online erworben werden: www.buchmesse.de/besuchen/tickets(Öffnet neues Fenster)