Ukraine im Fokus: Stimmen und Veranstaltungen auf der Frankfurter Buchmesse 2022
100 qm Gemeinschaftsstand mit Bühne / viele Autor*innen vor Ort, u.a. Katja Petrowskaja, Serhij Zhadan, Kateryna Mishchenko
Kultur in Zeiten des Krieges – die Ukraine steht im Fokus der Frankfurter Buchmesse (19.-23. Oktober 2022). So stellen ukrainische Buchverlage und Institutionen an einem 100 Quadratmeter großen Gemeinschaftsstand mit eigener Bühne aus (Halle 4.0 B 114). Daneben bekommen wichtige Stimmen der ukrainischen Buchbranche im Frankfurt Pavilion ein Forum. Außerdem gibt es ein Fachprogramm für Publishing Professionals aus der Ukraine und Nachbarländern, die Friedenspreis-Verleihung am Messesonntag an den ukrainischen Schriftsteller Serhij Zhadan sowie eine konzertierte Spendenaktion für ukrainische Branchenmitglieder in akuter Notlage.
„Die Frankfurter Buchmesse unterhält seit vielen Jahren enge Kontakte zur ukrainischen Buchbranche. Deshalb möchten wir unseren ukrainischen Kolleginnen und Kollegen auch jetzt, während sie dem russischen Angriff standhalten, direkte Unterstützung bieten. Als jährlicher Branchentreffpunkt ist es uns ein besonderes Anliegen, der ukrainischen Buchbranche weltweit Sichtbarkeit zu geben“, sagt Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.
„Für die ukrainische Buchbranche gibt es schon seit mehreren Monaten keinen Raum mehr für ‘Normalität‘. Wir freuen uns daher, dass die Frankfurter Buchmesse ukrainischen Verleger*innen, Autor*innen, Übersetzer*innen und Illustrator*innen die Möglichkeit bietet, zumindest für die Tage der Messe in ihr Buch- und Literaturleben zurückzukehren und sich Gehör zu verschaffen. Ukrainische Stimmen werden auf mehreren Bühnen präsentiert und auch einige Aussteller aus der Ukraine werden auf der Messe anwesend sein“, sagt Fabian Mühlthaler, Leiter des Goethe-Instituts Ukraine. „Der ukrainische Länderstand in Halle 4.0 (B 114) wird eine eigene Bühne haben, auf der an allen Messetagen ein Fach- und Publikumsprogramm auf Englisch und Deutsch geboten wird. Das Programm wird vom Ukrainian Book Institute und dem Goethe-Institut Ukraine kuratiert und als Teil eines umfassenden Maßnahmenpakets gefördert, für welches das Auswärtige Amt Mittel aus dem Ergänzungshaushalt 2022 zur Abmilderung der Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine bereitstellt. Außerdem wäre der Stand ohne die maßgebliche Unterstützung durch die Frankfurter Buchmesse nicht möglich gewesen.“
Ukrainische Literatur, Illustrationen und Fachprogramm
Der ukrainische Länderstand in Halle 4.0 B 114 zeigt unter dem Motto „Beharrlichkeit im Bestehen“ auf 100 Quadratmetern nicht nur Literatur aus der Ukraine, er bietet auch auf einer eigenen Bühne an allen Messetagen ein Fach- und Publikumsprogramm an. Das Programm wird vom Ukrainian Book Institute in enger Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Ukraine kuratiert. Ebenfalls in Halle 4.0 angesiedelt sind zwei Ausstellungen mit Ukraine-Bezug: Auf 60 Quadratmetern stellt die ukrainische Illustrator*innen-Gruppe Pictoric am Stand G 102 Illustrationen über das Leben vor dem Krieg und den Angriffskrieg selbst aus. Vor Ort können die Besucher*innen per Spende Postkarten und Poster der ausgestellten Illustrationen erwerben.
Am Stand (Halle 4.0 H 94) wird das Mystetskyi Arsenal Museum aus Kiew seinen Stand unter dem Motto "Arsenal of Books & Arts & Resilience" präsentieren. Das visuelle Konzept des Standes spiegelt die Realität des Krieges wider: "Ukrainische Kunst unter Beschuss". Am Stand des Mystetskyi Arsenal werden die Besucher die Möglichkeit haben, mehr über die Geschichte des Mystetskyi Arsenal und des Internationalen Book-Arsenal-Festivals zu erfahren, die Ausgaben der Ausstellungen, die im Mystetskyi Arsenal stattgefunden haben, durchzusehen sowie animierte Werke aus der Museumssammlung des Mystetskyi Arsenal zu sehen. Auf diese Weise können sich die Besucher mit den wichtigsten Phänomenen und Figuren der ukrainischen Kunst vertraut machen.
Weitere Aussteller aus der Ukraine sind der Comic-Verlag Vovkulaka (Halle 4.1 H 101) sowie der Verlag ist publishing (Halle 3.1 K 112), der einen Gemeinschaftsstand für sechs ukrainische Kunstverlage organisiert.
„Was können sie uns anhaben, solange wir einander hören“ – ukrainische Stimmen und Themen im Frankfurt Pavilion
Serhij Zhadan, Katja Petrowskaja, Kateryna Mishchenko, Nataliya Gumeniuk, Peter Pomerantsev, Aliona Karavai, Andrej Kurkow, Karl Schlögel und viele mehr: Schriftsteller*innen, Stimmen und Expert*innen aus der Ukraine und aller Welt bestimmen am Messesamstag, 22. Oktober 2022, das Programm im Frankfurt Pavilion auf der Agora – der Freifläche im Zentrum der Messe. Der Programmschwerpunkt Ukraine beinhaltet Diskussionen zu Kultur, Kulturpolitik und Medien in Zeiten des Krieges, Frauen im Krieg und auf der Flucht sowie Lesungen und musikalische Beiträge. So diskutiert die ukrainisch-deutsche Schriftstellerin, Literaturwissenschaftlerin und Journalistin Katja Petrowskaja, Gewinnerin des Ingeborg-Bachmann-Preises, über die Wahrnehmung der Ukraine in Europa. Schriftstellerin, Verlegerin und Übersetzerin Kateryna Mishchenko spricht über Erfahrungen von Frauen im Krieg und auf der Flucht und ihre Wahrnehmung. Die ukrainische Galeristin Aliona Karavai äußert sich zu Kulturpolitik in Kriegszeiten. Andrej Kurkow und Ljubov Jakymchuk sprechen über den Angriff auf plurale Identitäten in der Ukraine. Und der ukrainische Schriftsteller, Lyriker, Übersetzer und Friedenspreisträger Serhij Zhadan trägt Gedichte vor. Das Programm wird von der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Goethe-Institut Ukraine und der Frankfurter Buchmesse in Zusammenarbeit mit dem Ukrainian Book Institute kuratiert und lädt alle Messebesucher*innen zur Diskussion ein.
Friedenspreis-Verleihung 2022 an den ukrainischen Schriftsteller Serhij Zhadan
Der Stiftungsrat hat den ukrainischen Schriftsteller und Musiker Serhij Zhadan zum Friedenspreisträger des Jahres 2022 gewählt. Die Verleihung findet am Sonntag, 23. Oktober 2022, in der Frankfurter Paulskirche statt und wird live um 10.45 Uhr in der ARD übertragen.
Serhij Zhadan, geboren am 23. August 1974 in Starobilsk im Gebiet Luhansk der Ukraine, ist Schriftsteller, Übersetzer und Musiker. Er zählt zu den wichtigsten, innovativsten und bekanntesten Stimmen der ukrainischen Gegenwartsliteratur. Sein vielgestaltiges literarisches Werk setzt sich aus Romanen, Gedichten, Erzählungen, Reportagen und Essays zusammen und widmet sich insbesondere der Zeit nach dem Zerfall der Sowjetunion sowie dem seit 2014 in der Ukraine herrschenden Krieg.
Special Programme for publishers from Ukraine and neighbouring countries
Die Verlegerworkshops der Frankfurter Buchmesse in Mittel- und Osteuropa haben eine lange Tradition, die bis zum Anfang der 1990er Jahre zurückreicht. Für den Sommer 2022 war eine Fortsetzung der erfolgreichen Sommerakademie für Verlage aus Mittel- und Osteuropa in Kyiv geplant. Leider hindert der anhaltende Krieg die Frankfurter Buchmesse und ihre lokalen Partner International Book Arsenal Festival und Goethe-Institut Ukraine daran, das Projekt wie geplant durchzuführen. Jedoch bieten wir Verlagen aus der Ukraine und Nachbarländern ein Special Programme anlässlich der Frankfurter Buchmesse mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amtes an. Special Programme for publishers from Ukraine and neighbouring countries* (buchmesse.de)(Öffnet neues Fenster)
Sonderausgabe der Zeitschrift OSTEUROPA
Die Zeitschrift OSTEUROPA (Berlin) widmet der Ukraine das Kompendium „Kultur in Zeiten des Krieges“. Auf 500 Seiten stellen Autorinnen und Autoren die facettenreiche ukrainische Kultur vor. Jahrzehntelang wurde diese in Deutschland entweder ignoriert oder als „russische“ Kultur fehlinterpretiert, egal ob es um klassische Musik, den Film oder die Avantgarde in der bildenden Kunst geht. Dank der Qualität der Autor*innen von A (wie Juri Andruchowytsch) bis Z (wie Serhij Zhadan) hat die ukrainische Literatur ihren Eigenwert demonstriert und internationale Anerkennung erstritten. Einen Schwerpunkt des Bandes stellen Analysen des Buchmarkts, des Kinder- und Jugendbuchs und der Buchkunst dar. Verleger*innen aus Charkiv, Kyiv und Lviv berichten vom Büchermachen in Zeiten des Krieges. Und dass Russlands Angriffskrieg auch auf die Zerstörung des kulturellen und historischen Erbes und der Identität der Ukraine zielt, zeigen Fallstudien zur Zerstörung von Archiven, Bibliotheken, Museen und der technischen Infrastruktur.
Kontakt: Zeitschrift OSTEUROPA | Hefte (zeitschrift-osteuropa.de)(Öffnet neues Fenster)
Spendenaktion für die ukrainische Buchbranche
Als Teil der Börsenvereinsgruppe ruft die Frankfurter Buchmesse weiterhin zur Unterstützung der ukrainischen Buchbranche auf. Durch die Spendengelder werden ukrainische Branchenmitglieder in akuter Notlage unterstützt. Mehr Informationen: Frankfurter Buchmesse ruft zur Unterstützung der ukrainischen Buchbranche auf(Öffnet neues Fenster)
Die gesamte Pressemappe, inkl. Pressetermine, Preisverleihungsliste und einer Übersicht über Autor*innen und VIPs auf der Buchmesse 2022, finden Sie hier zum Download: Pressematerial der Frankfurter Buchmesse(Öffnet neues Fenster)